Meier

Prof. Dr. Isaak Meier


Professor für Zivilprozessrecht, Schuldbetreibungs- und Konkursrecht, Privatrecht sowie Mediation Universität Zürich

 

Architektur von Gerichtsgebäuden und Gerichtsräumen und ihre Symbolsprache in der heutigen Zeit

Unsere interdisziplinäre Veranstaltung gibt Anlass, über moderne Gerichtsarchitektur nachzudenken. Drei Problemkreise stehen im Vordergrund:

Eines der Hauptprobleme beim Neubau eines Gerichtsgebäudes oder bei der Suche nach einem Provisorium während dem Umbau eines bestehenden Gerichtsgebäudes ist heute die zu gewährleistende Sicherheit vor Amoktaten gegen Gerichtspersonen. Diese Bestrebungen stehen im Widerspruch zum Grundanliegen des modernen Rechtsstaates auf Öffentlichkeit und Transparenz.

Moderne Gerichtsgebäude und –räume zeichnen sich durch eine extreme Reduktion auf die unbedingt wesentlichen Einrichtungen und Gestaltungselemente aus. Der heutige Rechtsstaat kann und will auf fast jedes konkrete Symbol des Rechts und der Macht verzichten. Kunst ist nur in wenigen „Kulturprozenten“ zugelassen. Damit wird allerdings bewusst oder unbewusst eine neuen Symbolik und je nach Empfinden auch eine neue Ästhetik geschaffen. Bei der Einrichtung von Gerichtssälen finden heute unerwartete Experimente statt, welche Ausdruck der gewandelten Vorstellungen des Gerichtes und der Öffentlichkeit von Recht, Gerichtsverfahren und Staatsmacht sind. Die Gerichtsbestuhlung erfolgt zwar immer noch nach dem traditionellen „mystischen“ Gerichtsdreieck, an deren unteren Ecken Kläger und Beklagte mit dem Blick zum leicht erhöhten Gericht sitzen. Durch Verzicht auf die Verankerung der Möbel wird jedoch die Möglichkeit geschaffen, aus dem „Setting“ für das Richten nahtlos in eine Gesprächssituation für das Schlichten überzugehen.